Der Druck auf einzelne Standorte der weiterführenden Schulen entsteht nach Meinung der Gruppe SPD/FDP im Kreistag nicht in erster Linie durch die mögliche Errichtung einer dritten Gesamtschule. „Hierfür“, so der Vorsitzende des Kreisschulausschusses, Dr. Hermann Weinreis aus Uslar (SPD), „sind die allgemein zurückgehenden Schülerzahlen auf Grund der demografischen Entwicklung verantwortlich. Außerdem entscheiden die Eltern sich häufig an den Haupt- und Realschulen vorbei für das Gymnasium oder die Gesamtschule, da sie sich so größere Bildungschancen für ihre Kinder erhoffen.“ Im Grunde genommen also werde das dreigliedrige Angebot im Schulwesen, das die Landesregierung bevorzuge, von großen Teilen der Schülern und Eltern nicht angenommen. Insbesondere die Hauptschulen werden trotz aller Hilfskonstruktionen allein gelassen, da ihre Realität schon lange nicht mehr den landespolitischen Vorgaben entspricht. Vor diesem Hintergrund habe die Gruppe im Kreistag eine bildungspolitische Bestandsaufnahme in Form der Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung für den Landkreis angeregt. Sie soll auf Grund der tatsächlichen Schülerzahlen Prognosen stellen für die zukünftige Entwicklung in den Standorten bis zum Jahr 2020. „Zusätzlich“, so Dr. Weinreis weiter, „wollen wir zunächst unabhängig von Standortfragen und Investitionssummen die Eltern der Grundschulklassen fragen, ob sie den Wunsch haben nach einer Gesamtschule der Jahrgänge 5-10. Diese Umfrage in den Bereichen des Landkreises ohne entsprechendes Angebot stellt mit Sicherheit keine Schule in Frage. Zusammen mit dem Ergebnis einer zweiten Befragung, in der es auch um Standorte der Gesamtschule gehen wird, erwarten wir eine belastbare Äußerung des Elternwillens, der Ausgangspunkt unserer Entscheidungen sein soll.“ Nur so könnten in den politischen Gremien des Landkreises verantwortbare Konsequenzen aus der Bestandsaufnahme gezogen werden. Deshalb habe sich die Gruppe auch einer voreiligen Debatte um Schulschließungen verweigert, da sie sich nicht über den Elternwillen und die Meinungsbildung in den Schulbezirken hinwegsetzen wolle. Dr. Weinreis: „Fest steht, dass die Haupt- und Realschulen in eine Krise hineinmanövriert wurden, die durch eine Debatte über neue Schulformen behoben werden kann, aber nicht verschärft wird.“