Im Zeichen der Sicherstellung der Mobilität im ländlichen Raum stand die jüngste Sitzung des Kreistagsausschusses für Zukunfts- und Strukturfragen unter der Leitung des Ausschussvorsitzenden Martin Wehner (SPD, Einbeck). Dr. Bernd Seidel, einer der beiden Autoren des vom Wirtschaftsministerium des Landes Niedersachsen beauftragten Abschlussberichts „Demografischer Wandel: Modellprojekt Sicherung der Mobilität auf dem Land“ stellte zahlreiche gute Pilotprojekte anderer Landkreise zur Sicherstellung der Mobilität vor.

Der Ausschuss für Zukunfts- und Strukturfragen hat den Landrat nunmehr gebeten, eine eigene Projektskizze für den Landkreis Northeim zu erstellen. Die rot-grüne Mehrheitsgruppe unterstützt die Überlegungen nachdrücklich. Simon Hartmann (SPD, Northeim), Sprecher der Gruppe im Fachausschuss erklärt dazu: „Der Landkreis Northeim steht als Flächenlandkreis vor großen Herausforderungen zur Sicherstellung der Mobilität in allen Bereichen. Das ist für uns ein langfristiges Zukunftsthema.“ Nach Auffassung der Gruppe müssen die Verkehrsträger, die Stadtwerke und die kommunalen Gebietskörperschaften in die Erarbeitung einbezogen werden. „Wir haben mit dem Verkehrsverbund Südniedersachsen einen Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs, der die Strukturen und Verkehrsbeziehungen unserer Region gut kennt. Dieses Wissen müssen wir nutzen. Aber auch die Bevölkerung wird an der Erarbeitung von Konzepten beteiligt werden“, so Simon Hartmann.

Martin Wehner erinnert daran, dass auch die Verkehrsbeziehungen zwischen den einzelnen Städten und Gemeinden auf den Prüfstand gehören: „Die Verkehrsbeziehungen der 70er-Jahre, also aus der Zeit vor der Gebiets- und Verwaltungsreform müssen der Vergangenheit angehören. Versuchen Sie mal mit dem Bus von Lauenberg nach Fredelsloh zu fahren. Das ist eine Tagesreise.“

Aber nicht nur der öffentliche Nahverkehr, sondern auch der so genannte Individualverkehr müsse in einem ländlich-strukturierten Landkreis in die Überlegungen einbezogen werden. Simon Hartmann: „Wir dürfen dabei nicht den Eindruck erwecken, dass künftig jede noch so kleine Ortschaft in den Busverkehr aufgenommen werden kann. Hier wird die individuelle Erreichbarkeit mit PKW auch künftig eine große Rolle spielen. Aber wir werden uns mit neuen Modellen beschäftigen, die das auch für ältere Menschen dauerhaft ermöglichen. Beispielhaft möchte ich Anrufsammeltaxis, Car-Sharing-Modelle und Ladestationen für E-Autos nennen.“

Besonders interessant seien sogenannte Mobilitätszentralen. In solchen zentralen Einrichtungen erhalten die Nachfragenden Auskünfte darüber, welcher Verkehrsträger die nächstbeste Gelegenheit bietet, von Ort A zu Ort B zu kommen. In dem Zusammenhang weist die Gruppe SPD / Grüne darauf hin, dass dafür auch ein guter Standard des Breitbands erforderlich sei, um eine dauerhafte Erreichbarkeit zu gewährleisten. Mobilität erfolge heute vielfach mit dem Smartphone.

Der Landkreis wird jetzt laufende Projekte definieren, die als „Anfasser“ für eine Projektskizze dienen können. Auch der aktuelle Nahverkehrsplan für Südniedersachsen wird in der nächsten Sitzung des Ausschusses vorgestellt. Die Erarbeitung des Projektplans soll methodisch erfolgen. Für die rot-grüne Gruppe geht dabei Sorgfalt vor Eile. Simon Hartmann betont: „Wir sprechen hier über ein Thema, das uns die nächsten Jahre stark und noch stärker als heute bewegen wird. Wir wollen nicht aus der Hüfte schießen, sondern uns im Zukunftsausschuss und in der Gruppe die Zeit nehmen, ein ausgewogenes, finanzierbares und realistisches Modell zur Sicherstellung der Mobilität in unserem Landkreis zu erarbeiten.“